T i e r h a l t u n g Zuchtsauengesundheit Noch immer erkranken 10 bis 30, in Problembetrieben gar bis 80 Prozent der Sauen am so genannten MMA-Kom- plex. Als eine der Ursachen werden neuerdings auch Endotoxine ins Spiel ge- bracht. Für Dr. Manfred Stein, Gyum, erfordert das ein gewisses Umdenken beim Vorgehen gegen MMA. G esäugeentzündung (Mastitis),
Gebärmutterentzündung (Me-tritis), Milchmangel (Agalaktie):
Diese drei Erscheinungen stehen für ei-nen Krankheitskomplex, der wohl je-dem Sauenhalter ein Begriff ist – MMA. Das Krankheitsbild ist entsprechend derindividuellen Verhältnisse im Einzelbe-stand und sogar von Sau zu Sau unter-schiedlich. Dies zeigt eine aktuelleUntersuchung der Justus-Liebig-Univer-sität in Gießen:Als typische Symptome wurden nebender erhöhten Körpertemperatur und dererhöhten Herz – und Atemfrequenz bei75 Prozent der erkrankten Sauen Fress-unlust und in 66 Prozent der Fälle Ver-stopfung diagnostiziert. Bei 24,4 Pro-zent der erkrankten Tiere lag nur eineEntzündung des Gesäuges vor. Bei etwa30 Prozent konnte eine Kombinationvon Mastitis und Gebärmutterentzün-dung und bei mehr als 46 Prozent der
Eine optimale Fütterung der Sauen um die Geburt, Hygiene und ein gutes Stallklima sind die beste Vorbeuge gegen MMA, wovon am meisten die Saugferkel profitieren.
Bei den aus der Gebärmutter isoliertenKeimen standen Coli-Bakterien, gefolgtvon Staphylokokken und Streptokok-ken, im Vordergrund. Dauerte das Ab-
Bei MMA auch an Endotoxine denken Typische Faktorenkrankheit
figer Geburtshilfe (27 Prozent) geleistet
lingt, die Ferkel mittels eines guten Fer-
Tieren erst in neuerer Zeit infolge einer
Typische Stressfaktoren, die immer wie-
Vielzahl von Untersuchungen deutlich.
● hohe Luftfeuchtigkeit, Kälte, Hitze,
so genannte Endotoxine in den Blut-
kreislauf übertreten und ins Gesäuge ge-
Sauen mit Gesäugeentzündung lassen die Ferkel schlecht säugen. Die Folge: ein hoher Anteil unterentwickelter Ferkel. Endotoxine: extrem giftig
nächst unschädlich gemacht werden. Wird dann allerdings in der Säugezeit
rasch viel Fettgewebe mobilisiert, so ge-
ganz deutlich, dass es nicht genügt, nur
1/3 Seite 90 mm hoch Intervet T i e r h a l t u n g Entzündungskaskade
nismus. Es wird die so genannte Arachi- donsäure – Entzündungskaskade ausge-
tenstoffe die typischen Entzündungser- scheinungen im gesamten Körper oder
des Endotoxin erschöpft ist, wirkt freies
Den Darm in Schwung
zu einem guten Sättigungsgefühl bei ge-ringer Futteraufnahme. Die hohen Ge-
Zu beachten ist, dass sich pelletierte Tro-
ckenschnitzel nur schwer schroten lassen. Sonnenblumenextraktionsschrot
● Glaubersalz:
mit einem Lysingehalt von 1,2 Prozent.
Glaubersalz verabreicht. Jungsauen (150 kg)
Das Schrot eignet sich in vielen Rationen
erhalten 90 g je Tier als einmalige Tages-
dosis, ältere Sauen (200 bis 250 kg) 120
zu erreichen, sind mindestens 0,6 g je kg
● Phytogene Futterzusatzstoffe: Ein höherer Rohfaseranteil im „Geburts- futter” fördert die Darmpassage und beugt Verstopfungen der Sauen vor.
schen Leistungsförderen sind mittlerwei-
Dosen (z. B. 0,07 g je kg) besteht die Ge-
ungesättigten Fettsäuren mit diätetischer
● Rohfaser:
die Beta-Clucane, die eine schützende, re-
dauen. Sie werden deshalb relativ schnell
Weizenkleie hat von allen anfallenden
Kleiearten die größte Bedeutung. Leider
ist das Mykotoxinrisiko sehr hoch. Der ge-
gerade in Rationen für tragende Sauen mit
stabilisierend auf die Darmflora. Häufig
riell fermentierbarer Substanz fördert eine
Gerste ist hier für Zuchtsauen eine sehr
relativ geringe Calciumgehalt sorgt für ei-
Tierarzt obliegt es hier mit seiner fach-
Hafer ist ebenfalls geeignet. Wichtig ist
fenheit. Daher sollte er ordentlich gerei-
wendet seit längerer Zeit mit Erfolg den
nigt und konserviert sein. Es ist auf eine
Trockenschnitzel haben als Nebenpro-
ten. Hafer liefert Fette mit hochwertigen
xinrisiko und sind deshalb gut geeignet.
bis 800 g je Tonne Laktationsfutter. – st –
● Kreislaufversagen/Schock, ● verschärfte Atmung, ● mangelhafte Durchblutung der Nieren, ● Blutgerinnsel in den Kapillaren (feine Blutgefäße), ● Immunparalyse (Ausbleiben einer spezifischen Immunreaktion gegen be- stimmte Erreger). Bei der Immunparalyse durch Endotoxi- ne ist das Immunsystem über Stunden und Tage so geschwächt, dass jetzt der Organismus auch für Erreger mit gerin- Mit Hilfe des Temperaturmessens in den ersten Tagen nach der Geburt lassen sich eventuelle Erkrankungen der Sau schon früh erkennen und oftmals im Keim ersticken. Wirksame Antibiotika einsetzen
tion, wozu der Wirkstoff Cefquinom (Prä-
vielfältig und sollten vom klinischen Bild
parat „Cobactan”) gehört. Untersuchun-
gen, unter anderen der Universität Mün-
ren Krankheitsfällen, also hohem Fieber,
chen (Heinritzi) und der Universität Leip-
Mastitis, wird in der Praxis häufig die sys-
Mittel mit einem breiten antibakteriellen
Ausfluss nach der Geburt kann auf eine
immer wieder eine Rolle spielen. In jüng-
Gebärmutterentzündung hinweisen. Die
ster Zeit bewährt haben sich hier so ge-
Sau ist unbedingt dem Tierarzt vorzustellen. T i e r h a l t u n g
ger Aggressivität (Pathogenität) angreif-bar ist. Fieber ist zwar einer der wichtig-
Praxistipp: Mit Prostaglandinen behandeln
sten Abwehrmechanismen des Körpersgegen infektiöse Erreger, es veranlasstaber auch Coli-Bakterien dazu, sich bei
gen ist das Stimulieren der Gebärmutter-
turen (Bakterienfilamente) zu bilden.
xin, welches zehnmal giftiger ist als ge-
legt. Häufig verbleiben trotz normal ver-
geburtsreste in der Gebärmutter, die ei-
dem Darm ins Blut übertreten können.
den. Nachdem routinemäßige Spülungender Gebärmutter mit Antibiotika wegen
Endotoxine gezielt blockieren
einer möglichen Selektion von antibiotika-resistenten Bakterien kritisch hinterfragt
Prostaglandin-Präparates (z. B. „Dinolytic”)
Der Einsatz von Prostaglandinen beugt
stoff regt die Gebärmutter an und treibt
Gebärmutterentzündungen der Sauen vor.
spritze” Fruchtwasser- und Nachgeburts-
rückbildung unterstützt. Untersuchungen
gar dazu führen, dass das Krankheitsbild
folgenden Reproduktionszyklus. – st –
Antibiotika auch Arzneimittel einge-setzt werden, die gezielt die durch Endo-toxine angeschobene Entzündungskas-kade über längere Zeit blockieren.
Insbesondere ist es wichtig, dass das Fie-
zentrale Wirkung) blockiert MeloxicamMeloxicam („Metacam”, Boehringer In-
gelheim) eingesetzt. Während MetamizolMeloxicam die Entzündungskaskade fürmehr als einen Tag blockiert, sind Nach-injektionen meist nicht erforderlich. Seit kurzem ist das Präparat „Metacam”auch für die Indikationen MMA undLahmheiten beim Schwein zugelassen. Bis dahin konnte es nur bei Rindern zurBekämpfung von Atemwegserkrankun-gen und Kälberdurchfall eingesetzt wer-den (siehe hierzu dlz 3/2002, Seite 96:„Was Entzündungshemmer leisten”). Zusammenfassend lässt sich sagen, dasssich MMA nur langfristig über die Opti-mierung von Haltung, Fütterung undManagement erfolgreich bekämpfenlässt. Welche Rolle dabei die Fütterungspielt, sprich die Vorbeuge von Verdau-ungsstörungen bei den Sauen im Zei-traum um die Geburt, geht aus demTextkasten „Den Darm in Schwung brin-gen” hervor. Bei der Behandlung vonMMA-Erkrankungen ist dann darauf zuachten, dass neben den beteiligten Bak-terien (Antibiotika) auch die vorhande-
Zu lange Geburten erhöhen das Risiko, dass die Sau an MMA erkrankt. Eine Geburt soll- te nach etwa drei Stunden beendet sein. 1/1 Seite Anzeige FH Schwein 2
Prof. Dr. med. Martina Bacharach-Buhles Ärztin für Haut- und Geschlechtskrankheiten, Naturheilkunde und Allergologie Privatpraxis Große Weilstr. 41 45525 Hattingen Tel.: 0 23 24 / 59 76 59 Fax: 0 23 24 / 59 76 55 Internet: www.derma-hattingen.de e-mail: [email protected] Patienteninformation Entfernen von Pigmentierungen Dauerhafte Entfernung von d