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Schweinegrippe –
NEUE GRIPPE – H1N1

Was ist eine Pandemie?
Eine Pandemie bezeichnet eine weltweite Epidemie. Eine Influenzapandemie wird durch
ein neuartiges Influenzavirus verursacht, das in der Lage ist, schwere Erkrankungen
hervorzurufen und sich gut von Mensch zu Mensch zu verbreiten. Da dieser neue
Erreger zuvor nicht oder sehr lange nicht in der menschlichen Bevölkerung
vorgekommen ist, ist das Immunsystem nicht vorbereitet und daher auch nicht
geschützt. Die Influenza-Pandemien des vergangenen Jahrhunderts gingen mit
Erkrankungs- und Sterberaten einher, die übliche, auch schwere, Influenzawellen
übertrafen. Die Weltgesundheitsorganisation weist darauf hin, dass auch ein
pandemisches Virus, das bei gesunden Menschen vergleichsweise milde Symptome
verursacht, durch die hohe Zahl von Erkrankten in einem begrenzten Zeitraum die
Gesundheitssysteme eines Staates überlasten könne, insbesondere in
Entwicklungsländern.
Was bedeutet Phase 6?
Die Weltgesundheitsorganisation unterscheidet fünf Warnphasen, Phase 6 stellt die
Pandemie dar. Am 11. Juni 2009 hat die WHO die Phase 6 ausgerufen. Zuvor hatte seit
29. April 2009 Phase 5 gegolten. Phase 5 wird charakterisiert durch eine fortgesetzte
Mensch-zu-Mensch-Übertragung des Virus in mindestens zwei Staaten einer WHO-
Region, bei der Neuen Grippe („Schweinegrippe“) war das die WHO-Region Amerika.
Phase 6 ist definiert durch das zusätzliche Auftreten von fortgesetzte Mensch-zu-
Mensch-Übertragungen („community level outbreaks“) in zumindest einem weiteren Land
in einer weiteren WHO-Region. Insgesamt gibt es sechs WHO-Regionen (Afrika,
Amerika, Südostasien, Europa, Östliches Mittelmeer, Westlicher Pazifik).
Gab es in der Vergangenheit schon Pandemien?
Im 20. Jahrhundert gab es drei Influenzapandemien: 1918, 1957 und 1968. Die
schwerste davon war die sogenannte Spanische Grippe 1918/19, die weltweit zwischen
20 und 50 Mil ionen Todesopfer forderte. Warum damals die Todesrate so hoch war, ist
nicht ganz klar. Vermutlich spielten mehrere Faktoren eine Rolle. Das Virus war
möglicherweise besonders aggressiv, es gab keine Antibiotika gegen bakterielle
Folgeinfektionen und nicht die heutige Intensivmedizin.
Wie ist das Pandemievirus H1N1/2009 entstanden?
Für die Entstehung von Pandemieviren gibt es zwei Mechanismen: Ein nicht in der
menschlichen Bevölkerung vorkommendes Virus, zum Beispiel ein Vogel-Influenzavirus,
verändert sich durch genetische Veränderungen in der Art, dass es Menschen nicht nur
krank machen kann, sondern auch effektiv von Mensch zu Mensch übertragen werden
kann. Dieser Mechanismus liegt wahrscheinlich der Entstehung des Pandemievirus 1918
zugrunde. Der zweite Mechanismus: Influenzaviren verschiedener Subtypen infizieren
gleichzeitig eine Zelle. Die daraus hervorgehenden Viren können Bestandteile beider
Ursprungsviren enthalten. Dieser Mechanismus wird als Reassortment bezeichnet. So
geht man heute davon aus, dass das H3N2-Virus der Pandemie 1968 aus einem
menschlichen H2N2-Virus und einem von einem Vogel stammenden H3-Virus mit
unbekanntem N-Subtyp hervorgegangen ist. Das pandemische Virus aus dem Jahr 2009
ist wahrscheinlich durch solche Reassortments entstanden, es enthält genetische
Abschnitte von Influenzaviren, die bei Vögeln, Schweinen und Menschen vorkommen.
Bekannt ist, dass in den USA seit einigen Jahren unter Schweinen ähnliche H1N1-Viren
zirkulierten. Diese Vorläufer-Viren enthielten Gene von Influenzaviren aus Schwein,
Vogel und Mensch. Sie haben aber damals nur in einzelnen Fällen Menschen infiziert
und es gab nur in Ausnahmefällen eine Mensch-zu-Mensch-Übertragung. Das im April
2009 erstmals nachgewiesene neue H1N1-Virus enthielt zusätzlich noch ein Gen von
Influenzaviren, das man aus Schweinen in Europa und Asien kennt und das ursprünglich
auch aus einem Vogel-Influenzavirus stammt. Schweine gelten als klassische
Mischgefäße, weil sie sich mit Vogel-, Mensch- und Schweine-Influenzaviren anstecken
können.
Wie gefährlich ist die Neue Grippe?
Bei der jährlichen Grippewelle kennt man die zirkulierenden Viren gut, die Viren
verändern sich stetig in geringem Maße, der Impfstoff wird jährlich angepasst, und es
gibt in der Bevölkerung einen gewissen Immunschutz. Bei der Neuen Grippe gibt es
dagegen einige Unterschiede:
Es handelt sich um ein neues Influenzavirus, dessen weitere Entwicklung und Folgen in
Deutschland zur üblichen Grippezeit im Herbst und Winter unbekannt sind. In früheren
Pandemien gab es häufig eine zweite, schwerere Welle.
Die Erkrankung verläuft bislang zwar häufig mild, hat aber in vielen Staaten auch schon
schwere Verläufe und Todesfälle verursacht, auch bei jungen und gesunden Menschen
(was in einer saisonalen Welle seltener vorkommt).
Das Virus hat sich außerhalb der üblichen Grippesaison verbreitet.
Es existiert keine oder nur eine beschränkte Immunität in der Bevölkerung.
Es steht ab dem 15. Oktober 2009 Impfstoff zur Verfügung.
Es erkranken bisher vorwiegend jüngere Menschen.
Das neue Virus ist ansteckender als die saisonalen Influenzaviren, und es könnte daher
eine größere Zahl von Menschen als in einer saisonalen Welle betreffen. So könnten
sich auch vergleichsweise geringe Anteile schwerer Erkrankungen (bisher einer
saisonalen Influenza vergleichbar) zu einer großen Zahl schwerer Erkrankungen
summieren.
Bei einem gleichzeitigen Zirkulieren von saisonaler und neuer Influenza addieren
sich die besonders gefährdeten Altersgruppen. Das pandemische Virus hat das
Potenzial, durch genetische Veränderungen seine krankmachende Wirkung zu
verstärken.

Wie viele Menschen werden bei der Pandemie erkranken oder sterben?
Wie schwer die Pandemie mit dem neuen H1N1-Virus verlaufen wird, lässt sich nicht
vorhersagen. Auch eine allgemeine Abschätzung der Auswirkungen einer Pandemie ist
nur unter Vorbehalt möglich, weil man die Entwicklung der Eigenschaften eines Erregers
und seiner Verbreitung in der Bevölkerung nicht vorhersagen kann. Hinzu kommt, dass
unterschiedliche Länder auch unterschiedlich schwer betroffen sein können, etwa wenn
es kein funktionierendes Gesundheitssystem oder keine ausreichende
Ernährungssituation gibt.
Wer ist besonders gefährdet bei einer Pandemie?
Bei den jährlichen Grippewellen sind ältere Menschen und solche mit
Grunderkrankungen am meisten gefährdet, weil es bei ihnen häufiger zu Komplikationen
(vor allem zu bakteriellen Lungenentzündungen) und, vor allem bei älteren Menschen, zu
Todesfällen kommt. Die Weltgesundheitsorganisation hält es bei dem neuen
pandemischen Virus H1N1 für möglich, dass ältere Menschen einen gewissen
(vermutlich eher geringen) Schutz haben, weil ihr Immunsystem schon häufiger Kontakt
mit den H1N1-Viren der saisonalen Influenza hatte (die sich aber deutlich von der neuen
H1N1-Variante unterscheiden). Nach Angaben der Weltgesundheitsorganisation sind
viele, aber nicht alle schweren Fälle bei Menschen mit Grunderkrankungen aufgetreten,
vor allem bei Personen mit Erkrankungen der Atemwege, meist Asthma, Herz-Kreislauf-
Erkrankungen, Diabetes und Immunsuppression (unterdrücktes Immunsystem). Auch
Schwangere haben ein höheres Risiko für Komplikationen.
Wieso beginnt eine Influenza-Pandemie nicht im Winter?
Die jährlichen Influenzawellen haben in Deutschland in den vergangenen Jahren meist
im Januar/Februar begonnen. Bei früheren Pandemien zeigte sich aber, dass
Erkrankungswellen einer Pandemie auch außerhalb der typischen Influenzasaison
auftreten können. So lag zum Beispiel die erste Welle der Pandemie 1918 in den USA im
Frühjahr, während sich die zweite Welle nach einer Ruhezeit im Sommer ab September
aufbaute.
Wie hat sich Deutschland auf die Pandemie vorbereitet?
Deutschland hat sich seit Jahren auf eine Influenzapandemie vorbereitet. Das Robert
Koch-Institut hat den gemeinsam von Bund und Ländern getragenen Nationalen
Influenzapandemieplan Anfang 2005 und eine aktualisierte Fassung 2007 veröffentlicht.
Im Anhang sind grundlegende fachliche Empfehlungen und Checklisten enthalten. Der
Pandemieplan wurde regelmäßig aktualisiert. Außerdem trugen Übungen, die in der
Vergangenheit stattgefunden haben, dazu bei, die Abläufe für den Notfall einzuüben und
Schwachstellen zu identifizieren.
Der Nationale Pandemieplan gibt einen Rahmen vor, der die Grundlage für die
Pandemiepläne der Länder und die Ausführungspläne der Kommunen bildet. Mit der
Erarbeitung der Influenzapandemiepläne der Länder erfolgte eine Konkretisierung der im
Nationalen Influenzapandemieplan vorgesehenen Maßnahmen für das jeweilige Land.
Diese stellen die Aufgaben des öffentlichen Gesundheitsdienstes dar und unterstützen
die Planungen auf kommunaler Ebene. Darüber hinaus enthalten die
Landespandemiepläne Informationen, Hinweise und Empfehlungen für die
verantwortlichen Einrichtungen und Ebenen. Für vordringlich halten Bund und Länder
insbesondere die möglichst schnelle Verfügbarkeit eines Impfstoffs.
Erkrankte Menschen können mit antiviralen Arzneimitteln (Neuraminidasehemmern)
behandelt werden. Im Pandemieplan ist eine Bevorratungsmenge für 20 Prozent der
Bevölkerung empfohlen. Dann kann bei einer mittelschweren Pandemie davon
ausgegangen werden, dass Erkrankte im Pandemiefall eine Therapie mit antiviralen
Arzneimitteln erhalten können. Die Länder haben antivirale Arzneimittel bevorratet, im
Durchschnitt für 20 Prozent der Bevölkerung. Im Bedarfsfall können aus einer
Bundesreserve antivirale Medikamente für weitere zehn Prozent der Bevölkerung zur
Verfügung gestellt werden.
Die Gesundheitsbehörden des Bundes und der Länder haben Maßnahmen ergriffen,
damit Betroffene schnell behandelt, weitere Ansteckungen möglichst vermieden und die
Verbreitung der Welle verlangsamt werden. Zusammen mit dem Bundesministerium für
Gesundheit und den Ländern hat das RKI die bestehenden Empfehlungen zum
Vorgehen in solchen Situationen an die aktuelle Situation angepasst und den
Gesundheitsämtern, Krankenhäusern und Ärzten zur Verfügung gestellt. Die Maßnahme-
Empfehlungen, die regelmäßig überprüft werden, sind auch auf den Internetseiten des
Robert-Koch-Instituts abrufbar.
Außerdem sind die im Pandemieplan vorgesehenen Krisenreaktionsstrukturen
lageangepasst aktiv. Zum Beispiel hat das Robert-Koch-Institut gemäß den Planungen
die Influenzakommission einberufen, eine bundesweite Expertengruppe, die das Institut
berät. Bei der Expertengruppe handelt es sich um ein etabliertes Expertennetzwerk, das
großenteils schon an der Erstellung des Nationalen Pandemieplans mitgewirkt hat.
Persönliche Hygienemaßnahmen können dazu beitragen, das Erkrankungsrisiko zu
senken. Daher haben das Robert-Koch-Institut und die Bundeszentrale für
gesundheitliche Aufklärung die Aktion „Wir gegen Viren“ gestartet. Die Aktion „Wir gegen
Viren“ stellt die Verhaltensweisen vor, mit denen man sich und andere besser vor
Ansteckung schützen kann. Erster Schwerpunkt der Aktion ist das Händewaschen als
zentrale Hygiene-Maßnahme
im Alltag. (Siehe auch www.wir-gegen-viren.de.)
Die Information und Aufklärung der Öffentlichkeit und der Fachöffentlichkeit über das
Infektionsgeschehen wurde intensiviert. Zum Beispiel werden die Informationen auf der
Internetseite des Robert-Koch-Instituts häufig aktualisiert, zum Beispiel die aktuellen
Fallzahlen und die Einschätzung der Situation. Das Bundesministerium für Gesundheit
hat eine kostenfreie Bürger-Hotline zum Thema Neue Grippe eingerichtet (0800
4400550).
Wie groß ist die Gefahr einer Ausbreitung der Neuen Grippe A/H1N1 in
Deutschland?
Das neue Influenzavirus hat sich inzwischen weltweit verbreitet. Die etablierten
Maßnahmen und Krisenreaktionsstrukturen in Deutschland werden weiterhin bei Bedarf
an neue Situationen angepasst.
Eine weitere Ausbreitung der neuen Grippe auch in Deutschland ist nicht mehr zu
vermeiden. Die beschriebenen Maßnahmen und weitere Maßnahmen, etwa
Schulschließungen oder das Verbot von Massenveranstaltungen, könnten die
Ausbreitung verlangsamen. Bei mehreren Pandemien in der Vergangenheit war es so,
dass es zunächst eine schwächere Welle gab, der dann mit etwas zeitlichem Abstand
eine stärkere Welle folgte.
Wie ist die aktuelle Situation?
Für Deutschland veröffentlicht das Robert Koch-Institut aktuelle
Situationseinschätzungen auf den Internetseiten (www.rki.de/influenza). Über die
europäische und weltweite Situation berichtet das Europäische Zentrum für
Infektionsschutz und Prävention (ECDC) regelmäßig. Startseite der
Weltgesundheitsorganisation zur Informationen ist:
http://www.who.int/csr/disease/swineflu/en/index.html.
Wie erkennt man die Neue Influenza?
Die Symptome der Neuen Grippe A/H1N1 ähneln den Symptomen der jährlichen
Grippe im Winter (saisonale humane Influenza): Fieber, Husten, Kopf- und
Gliederschmerzen, Müdigkeit, Appetitlosigkeit. Einige Menschen, die mit dem
Erreger der Neuen Grippe A/H1N1 infiziert waren, berichteten auch über Übelkeit,
Erbrechen und Durchfall.
Wie steckt man sich an?
Es ist davon auszugehen, dass das neue Influenzavirus H1N1 so übertragen wird wie
eine übliche Influenza: überwiegend durch Tröpfchen, die zum Beispiel beim Sprechen,
insbesondere aber beim Husten oder Niesen entstehen und über eine geringe Distanz
auf die Schleimhäute von Kontaktpersonen gelangen können. Einzelne Publikationen
legen aber auch die Möglichkeit einer Übertragung durch so genannte Tröpfchenkerne
nahe, die kleiner sind (kleiner als fünf Mikrometer) und länger in der Luft schweben
können (aerogene Übertragung). Vermutlich kann die Übertragung auch über
Oberflächen erfolgen, die mit virushaltigen Sekreten verunreinigt sind, wenn sie
angefasst werden. Dabei gelangen die Viren über die Hand in Mund, Nase oder Augen.
Der Anteil der Übertragungen auf diesem Wege ist aber nicht bekannt.
Wie lange dauert es, bis Symptome auftreten?
Die Zeit zwischen Ansteckung und Ausbruch der Erkrankung ("Inkubationszeit") ist von
der Art des Influenza-Virus abhängig. Bei den Erregern der saisonalen Influenza beträgt
diese ein bis vier Tage, bei den Erregern der aviären Influenza ("Vogelgrippe) hingegen
zwei bis fünf Tage. Die genaue Inkubationszeit des neuen Influenza-Virus scheint nach
ersten Erkenntnissen ähnlich wie bei der saisonalen Influenza zu sein. Die
Ansteckungsfähigkeit kann bei der saisonalen Influenza bereits kurz (weniger als 24
Stunden) vor Auftreten der klinischen Symptomatik beginnen und besteht danach
gewöhnlich für drei bis fünf Tage. Bei der neuen Influenza wird angenommen, dass
manche Patienten ebenfalls bereits am Tag vor Symptombeginn Viren ausscheiden, bei
der Dauer der Ausscheidung wird von einer Woche ausgegangen.
Wie kann die Neue Grippe A/H1N1 diagnostiziert werden?
Das neue Virus (Influenza A/H1N1) kann mit üblichen Diagnose-Verfahren nicht
nachgewiesen werden. Das Nationale Referenzzentrum für Influenza am Robert Koch-
Institut und weitere Laboratorien in Deutschland können dieses Virus aber mit einer
angepassten Methode sicher nachweisen. Zur Diagnose sollte ein Rachen- oder
Nasenabstrich möglichst rasch nach Beginn der Erkrankung von einem Arzt entnommen
und an ein Labor eingesandt werden.
Was sollte man tun, wenn man befürchtet, an der Neuen Grippe erkrankt zu sein?
Bei einem Verdacht auf Neue Grippe sollte eine Ärztin oder ein Arzt angesprochen
werden, insbesondere wenn man sich in betroffenen Gebieten aufgehalten oder Kontakt
mit möglicherweise infizierten Personen gehabt hat. Arzt oder Ärztin sollten telefonisch
auf den Verdacht hingewiesen werden, unter anderem um zu verhindern, dass man beim
Warten im Wartezimmer andere Personen ansteckt. Auf dem Weg zur Praxis sollte
enger Kontakt zu anderen Menschen vermieden werden. Grundsätzlich sollten beim
Husten oder Niesen Mund beziehungsweise Nase bedeckt sein, empfohlen wird in den
Ärmel zu husten oder zu niesen. Es sollten Einmaltaschentücher verwendet werden.
Was sollte man übers Impfen wissen?
In Deutschland haben sich Impfstoffhersteller verpflichtet, eine frühestmögliche
Bereitstellung eines Impfstoffs zu gewährleisten. Unter Berücksichtigung der WHO-
Empfehlungen vom 13. Juli 2009 wird zunächst ausreichend Impfstoff für die am
stärksten gefährdeten Bevölkerungsgruppen zur Verfügung stehen (diese
Personengruppen umfassen rund 30 Prozent der Bevölkerung in Deutschland): Dazu
zählt vor allem das medizinische Personal, aufgrund des vermehrten Kontakt zu Grippe-
Infizierten und zu Menschen mit Vorerkrankungen. Bei einer Pandemie muss neben der
medizinischen Versorgung auch die öffentliche Sicherheit aufrecht erhalten werden.
Daher sind auch für Mitarbeiter der Feuerwehr, der Polizei sowie der
Justizvollzugsanstalten Impfstoffdosen vorgesehen. Eine Infektion mit dem
pandemischen H1N1-Virus kann vor allem für Menschen mit Vorerkrankungen und
Schwangere zu einem ernsten Gesundheitsproblem werden. Deshalb wird für diese
Gruppen ebenfalls Impfstoff zur Verfügung stehen. Informationen zu Impfstoffen, zur
Verfügbarkeit, Wirksamkeit und Nebenwirkungen sind auf den Internetseiten des Paul-
Ehrlich-Instituts/Bundesamt für Sera und Impfstoffe abrufbar unter
www.pei.de/schweinegrippe). Um den Ablauf der Impfungen kümmern sich die
Bundesländer und die örtlichen Gesundheitsämter.
Welche Medikamente stehen zur Verfügung?
Prinzipiell stehen zur ursächlichen Behandlung Arzneimittel aus zwei Therapieklassen
zur Verfügung: die sogenannten Amantadine und die Neuraminidasehemmer Oseltamivir
(Tamiflu) und Zanamivir (Relenza). Bei den bisher im Robert Koch-Institut untersuchten
neuen Grippeviren haben sich die so genannten Neuraminidasehemmer als wirksam
erwiesen. Damit werden entsprechende Untersuchungen aus den USA auch für die in
Deutschland aufgetretenen Viren bestätigt. Seit Ende Juni 2009 gab es aus mehreren
Staaten Meldungen über aufgetretene Resistenzen gegen Oseltamivir. Eine individuelle
Bevorratung mit antiviralen Arzneimitteln wird nicht empfohlen. Diese Arzneimittel sind
rezeptpflichtig, da sie unter ärztlicher Kontrolle eingenommen werden müssen. Das ist
zum Beispiel deshalb wichtig, weil Unterdosierungen die Entstehung von resistenten
Viren begünstigen können.
Kann man sich schützen, etwa durch eine Hygienemaske?
Schützen sollten sich bei einer Pandemie in jedem Fall alle, die mit Erkrankten engen
Kontakt haben (med. Personal, med. Ersthelfer).Im Nationalen Pandemieplan sind
darüber hinaus einige allgemeine Hygieneregeln aufgeführt, deren Beachtung das
Infektionsrisiko verringern kann
„Zu den allgemeinen Hygieneregeln zählen unter anderem:
das Vermeiden von Händegeben, Anhusten, Anniesen,
das Vermeiden von Berührungen der Augen, Nase oder Mund,
die Nutzung und sichere Entsorgung von Einmaltaschentüchern,
Empfehlungen zu einer intensiven Raumbelüftung,

das gründliche Händewaschen nach Personenkontakten, der Benutzung von
Sanitäreinrichtungen und vor der Nahrungsaufnahme sowie bei Kontakt mit
Gegenständen oder Materialien, die mit respiratorischen Sekreten von Erkrankten
kontaminiert sein können (zum Beispiel bei der Pflege von Angehörigen – Bett-
oder Leibwäsche, Essgeschirr, patientennahe Flächen),
die getrennte Behandlung von an Influenza erkrankten Personen, insbesondere
von Säuglingen, Kleinkindern und Personen mit chronischen Erkrankungen,
die Empfehlung für fieberhaft Erkrankte, im eigenen Interesse zu Hause zu bleiben,
um weitere Ansteckungen zu verhindern,
die Vermeidung von direkten Kontakten zu möglicherweise erkrankten Personen.

Eine Hygienemaske über Mund und Nase, wie man sie aus dem Krankenhaus kennt,
verringert in erster Linie die Anzahl von Erregern, die vom Anwender in die Umgebung
ausgeatmet werden. Unter der Bezeichnung „OP-Maske“ oder „chirurgische Maske“
gehören Hygienemasken im Operationssaal zur Standardausrüstung für dort arbeitendes
Personal, um die Patienten vor der Ausscheidung von Tröpfchen durch den Träger zu
schützen. In begrenztem Maße schützen Hygienemasken auch vor dem Einatmen
großer Tröpfchen oder Spritzer. Über ihre Wirksamkeit während einer Pandemie liegen
keine ausreichenden Daten vor. Zu berücksichtigen ist auch, dass geeignete
Hygienemasken nicht dauernd getragen werden können und insofern ein 100-prozentiger
Schutz, bei Aufrechterhaltung auch eines eingeschränkten sozialen Lebens, durch sie
nicht zu erzielen ist. In jedem Falle dürfen die anderen genannten
Präventionsmaßnahmen nicht im falschen Vertrauen auf einen Schutz durch das Tragen
einer Maske vernachlässigt werden. Die Weltgesundheitsorganisation (WHO)
empfiehlt in ihrem Rahmen-Pandemieplan keine Masken für die allgemeine
Bevölkerung . Weitere Informationen zu persönlichen Schutzmaßnahmen sind
unter www.wir-gegen-viren.de zu finden.
Der Einsatz von Masken wird derzeit von der zuständigen Gesundheitsbehörde in
Hessen nicht empfohlen.
Was sollte der Einzelne tun?
Die Bewältigung einer Influenzapandemie benötigt die Unterstützung der gesamten
Gesellschaft. Dies wird vor allem von Personen und Institutionen erwartet, die mit der
Planung und/oder Umsetzung von Maßnahmen zur Vorsorge oder Schadensbegrenzung
betraut sind. Dazu zählen politische und sonstige Entscheidungsträger auf Bund-/Länder-
oder kommunaler Ebene ebenso wie die Mitarbeiter im Öffentlichen Gesundheitswesen,
in den Krankenhäusern, der ambulanten medizinischen Versorgung, der
niedergelassenen Ärzteschaft sowie die Leiter von Heimen.
Muss man mit einschränkenden Maßnahmen wie z. B. Quarantäne rechnen?
Das Infektionsschutzgesetz ermöglicht den Gesundheitsbehörden der Länder,
Veranstaltungen oder sonstigen Ansammlungen einer größeren Anzahl von Menschen zu
verbieten oder die Quarantäne von Menschen, die krank, krankheitsverdächtig oder
ansteckungsverdächtig sind, anzuordnen oder Gemeinschaftseinrichtungen wie z. B.
Kindergärten oder Schulen zu schließen. Ob solche Schutzmaßnahmen erforderlich
sind, beurteilen die Gesundheitsbehörden nach den konkreten Umständen des
Einzelfalles. Wenn man vermutet, dass man sich angesteckt hat oder sogar schon
Symptome hat, sollte man schon von sich aus möglichst wenig Kontakt zu anderen zu
haben und hygienische Grundregeln beachten Diese Strategie war notwendig und
erfolgreich und hat dazu beigetragen, die Verbreitung der Neuen Grippe A/H1N1 zu
verzögern. Inzwischen ist auch in Deutschland die Zahl der Neuinfektionen gestiegen. Im
Einklang mit der Empfehlung der Weltgesundheitsorganisation und dem Vorgehen in
anderen europäischen Ländern ist daher eine Strategieanpassung erfolgt. Das Ziel
bezüglich der Kontaktpersonen besteht jetzt insbesondere darin, Infektionen bei
Personen mit erhöhtem Komplikationsrisiko zu verhindern. Quarantänemaßnahmen
werden eingeschränkt auf enge Kontaktpersonen, z. B. Familienangehörige oder
Personen mit engem beruflichen Kontakt zu gefährdeten Personen. Die Einhaltung von
Hygiene- und Arbeitsschutzmaßnahmen durch Pflegende und medizinisches Personal
behält eine besondere Bedeutung
Was sollte man tun, wenn man Kontakt zu Erkrankten hatte?
Das Risiko einer Ansteckung mit dem neuen Virus (Influenza A/H1N1) ist bei engen
Kontaktpersonen größer als bei flüchtigen Begegnungen. Als enge Kontaktpersonen
werden Menschen bezeichnet, die mit Erkrankten im selben Haushalt leben, die
Patienten (ohne adäquaten Schutz) gepflegt haben oder Intimkontakte mit Erkrankten
hatten. Für solche Kontaktpersonen wird empfohlen.
den Kontakt zu besonders anfälligen Personen einzuschränken, zum Beispiel zu
Menschen mit chronischen Erkrankungen oder Schwangeren,
besonders gute Einhaltung einer persönlichen Hygiene, insbesondere häufiges
Händewaschen sowie auf Krankheitszeichen achten (siehe die Frage oder die
Informationen des örtlichen Gesundheitsamtes)
Eine Ansteckung mit dem Virus ist vermutlich bereits am Tag vor Symptombeginn
möglich. Die Viren werden insgesamt etwa eine Woche lang ausgeschieden Ist die
Schließung von Schulen und Kindergärten zu erwarten?
Bei einer starken Häufung von Krankheitsfällen in einer Schule kann es auch schon jetzt
dazu kommen, dass die betroffene Schule für eine kurze Zeit geschlossen wird. Falls
sich das Influenza-Virus so verändert, dass die Erkrankungen schwerer verlaufen, könnte
eine generelle Schließung von Schulen und Kindergärten sinnvoll sein, um die
Ausbreitung der Grippepandemie zeitlich zu verzögern. Unabhängig davon ist es jedoch
wichtig, in Gemeinschaftseinrichtungen wie Schulen und Kindergärten auf die Einhaltung
der allgemeinen Hygieneregeln wie regelmäßiges Händewaschen, hygienisches Husten
und Abstand halten zu achten.
Unabhängig von der Notwendigkeit Schulen zu schließen bzw. auch ohne Vorliegen von
Verdachtsfällen, sollten die Schulen/Lehrer dem Thema „Pandemie und persönlicher
Infektionsschutz/Hygiene“ derzeit verstärkte Aufmerksamkeit schenken. Neben der
Informationsvermittlung über die Internetseiten des Robert Koch-Instituts können hierzu
auch die Materialien von „www.wir-gegen-viren.de“, mit den dort vorhandenen
Printmedien wie Broschüre bzw. deren Kurzform (Flyer) verwendet werden. Für die
Grundinformation von Multiplikatoren, wie z. B. Lehrer, eignet sich die multimediale und
interaktive Influenza-Präsentation (zirka neun Minuten, auf www.pandemierisiko.info).
Kann man in die von der Neuen Grippe besonders betroffenen Gebiete reisen?
In Deutschland gibt generell das Auswärtige Amt Reisehinweise für Bürger
(www.auswaertiges.amt.de). Für individuelle medizinische Reiseberatungen stehen
neben darauf spezialisierten niedergelassenen Ärzten insbesondere Tropeninstitute und
spezielle Reiseberatungsstellen zur Verfügung. Die üblichen Hygieneempfehlungen, die
auch in Deutschland immer umgesetzt werden sollten, gelten selbstverständlich auch auf
allen Reisen (www.wir-gegen-viren.de). Das Robert Koch-Institut führt keine
reisemedizinische Beratung durch.
Wo kann man sich weiter informieren?
Aktuelle und ausführliche Informationen sind am einfachsten im Internet zu finden, zum
Beispiel auf den Influenza-Seiten des Robert-Koch-Instituts (www.rki.de/influenza).
Zuständig für Gesundheitsschutz sind die Bundesländer, für Maßnahmen vor Ort die
Gesundheitsämter. Das Bundesministerium für Gesundheit (BMG) hat eine Bürger-
Hotline zum Thema Neue Grippe eingerichtet (0800 4400550). Betriebszeiten dieser sind
auf den Internet-Seiten des BMG verfügbar. Informationen für Bürger bietet auch die
Bundeszentrale für gesundheitliche Aufklärung an (www.bzga.de/schweinegrippe).

Source: http://www.mvb-frankfurt.de/Info%20H1N1.pdf

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